Wenn eine Hauskatze auf eine wilde Leopardkatze trifft, erleben Herrchen und Frauchen mit dem Nachwuchs so manche Überraschung. Bengalkatzen sind wahre Energiebündel und heften sich mit Vorliebe an die Fersen ihrer Halter. Die tägliche Spielstunde ist ein Muss und selbst gegen ein Bad im Pool hat die wilde Schönheit nichts einzuwenden.
Steckbrief Bengalkatze
Rasse: | Bengalkatze |
Herkunft: | Asien als Wildform, erste Zucht in den USA |
Gewicht: | 4 bis 6 kg |
Größe: | mittelgroß bis groß |
Alter: | 12 bis 15 Jahre |
Charakter: | anhänglich, aktiv, verspielt, kontaktfreudig |
Fell und Farbe: | schwarze, braune oder rostfarbene Zeichnung; Zeichnungen „marbled“ und „spotted“ anerkannt |
Pflege: | pflegeleicht |
Bewegungsdrang: | hoch |
Besonderheiten: | nicht wasserscheu, verschmust, sehr kontaktfreudig, intelligent |
Herkunft
Die Bengal wird nicht zu Unrecht Leopardenkatze genannt. Denn die Tiere entstammen der Wildnis, genauer gesagt den tiefen und undurchdringlichen Wäldern und Dschungeln im Südosten Asiens.
In den 1950er Jahren waren die Tiere mit dem eindrucksvollen Leopardenfell der Verkaufsschlager in amerikanischen Zoohandlungen. Die Züchterin Jean Sudgen erstand ein weibliches Exemplar. Dessen Verpaarung mit einem schwarzen Kater war reiner Zufall. Eine Fortpflanzungsfähigkeit der Nachkommen wurde nicht erwartet.
Doch ein Weibchen wurde rückgekreuzt, sodass gepunkteter Nachwuchs in der Wurfkiste landete. Diese Katzen hätten den Grundstein für eine neue Rasse legen können. Doch nach dem Tod ihres Mannes setzte Jean Sudgen die Zucht nicht fort.
Zwanzig Jahre vergingen bis Jean Sudgen, die mittlerweile Jean Mill hieß, von einem Zuchtprogramm an der University of California hörte. Es wurde mit asiatischen Leopardkatzen, auch Prionailurus genannt, geforscht. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, warum die Tiere zum Teil immun gegen Leukämie waren.
Der Leiter der Forschungsgruppe schenkte Jean Mill einige weibliche Tiere, welche die Züchterin mit Ägyptisch-Mau und anderen nicht reinrassigen Tieren kreuzte. Das Ergebnis waren Hauskatzen mit Wildkatzen-Charme.
Die Registrierung der Tiere im Jahr 1983 sorgte für einigen Wirbel, nicht zuletzt wegen des Artenschutzgesetzes und dem hohen Preis, mit dem die Jungtiere gehandelt wurden. 1985 wurden die Tiere erstmals auf einer TICA-Show präsentiert.
Interessant! Wäre es nach deutschen Züchtern gegangen, hieße die Bengalkatze heute „Léopardette“. Doch die amerikanischen Züchter haben sich letztlich durchgesetzt.
Heute erfreuen sich die Tiere besonders in Großbritannien großer Beliebtheit. In den USA wird die Bengalkatze aufgrund Ihres Ursprungs als Hybrid nicht anerkannt. Mittlerweile darf die Bengalzucht nur noch reinrassig erfolgen.
Aussehen
Das exotische Aussehen der Katzenrasse verschafft ihr große Beliebtheit. Nach Anerkennung der Rasse wurden Standards festgelegt, wonach sich die Tiere von anderen Rassen unterscheiden lassen.
Die Bengal ist eine mittelgroße bis große Katze, die ihren geschmeidigen und muskulösen Körper zur Schau stellt. Der Kopf erscheint in Relation zum übrigen Körper klein und keilförmig. Der Hals wirkt dagegen dick und muskulös. Die Wangenknochen stechen deutlich hervor und über den leicht schräg stehenden Augen zeichnet sich eine markante Maskara-Zeichnung ab.
Die Beine sind relativ kurz, wobei die Hinterbeine etwas länger als die Vordergliedmaßen sind. Dies erinnert an die wilden Vorfahren der Tiere. Der Schwanz ist mittellang und besitzt eine gerundete Spitze. Eine Schwarzfärbung der Schwanzspitze wird gern gesehen.
Das Fell der Bengal erscheint dick und plüschig und fühlt sich angenehm weich an. Kennzeichnend sind ein Pünktchenkleid oder eine marmorierte Tabby-Zeichnung. Anerkannt sind schwarze, braune oder silberne Snow-Varianten.
In jüngster Zeit wurden auch langhaarige Bengalkatzen gezüchtet. Diese Cashmere-Bengalen besitzen ein weiches und kuscheliges Fell.
Charakter
Die Bengalkatze fällt durch ihr freundliches und zutrauliches Wesen auf. Schmusen ist bei der Wohnungskatze an der Tagesordnung. Seine Streicheleinheiten fordert der Bengale durch Schnurren und Köpfchen geben ein.
Eine Bengalkatze macht Ihnen deutlich, wonach sie verlangt. Dabei werden verschiedene Kommunikationswege gesucht. Die Tiere fallen mit einer vielseitigen Lautsprache auf. Diese reicht von einem durchdringenden und schrillen Schreien bis hin zum sanften Gurren, welches an eine Taube erinnert.
Zudem steckt sie voller Energie. Die Tiere brauchen Action und Abenteuer. Dabei schrecken die kleinen Wilden auch nicht vor Wasser zurück. Trotzdem handelt es sich um zahme Hauskatzen.
Seine Unabhängigkeit und Freiheitsliebe wird sich der kleine Wildfang jedoch nicht nehmen lassen. Auch Schmusestunden mit Frauchen sind im Tagesablauf der Leopardenkatze vorgesehen. Sie erleben mit diesen Tieren immer wieder aufregende Abenteuer.
Langeweile dürfen Sie allerdings nicht aufkommen lassen. Ansonsten zeigt die Bengalkatze Verhaltensauffälligkeiten, ignoriert das Katzenklo oder macht sich an Möbeln und Tapeten zu schaffen.
Die Bengal ist eine Meisterin im Mäusefang, springt höher als Sie vermuten und erklimmt mit Leichtigkeit jeden Baum und Strauch, wenn sie Gelegenheit dazu bekommt. Sie haben einen Gartenteich? Prima, denn die Bengalkatze gehört zu den wenigen Katzenrassen, die Wasser lieben.
Lebenserwartung
Die Geschlechtsreife setzt bei dieser Rasse etwa mit neun Monaten ein. Vollständig ausgewachsen sind die Tiere jedoch häufig erst nach drei Jahren. Bei einer artgerechten Haltung und Fütterung kann die Bengalkatze ein Alter von bis zu 15 Jahren erreichen. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung der Katzen!
Ernährung
Die Bengalkatze zeigt keine besonderen Ansprüche hinsichtlich der Futterauswahl. Wie jede Hauskatze benötigt auch die Bengalin hochwertige Nahrung mit einem möglichst hohen Fleischanteil.
Nicht nur die Fellzeichnung deutet auf ein kleines Wildtier hin, welches sich entsprechend ernähren möchte. Die Bengalkatze möchte mehrmals täglich mit kleineren Portionen gefüttert werden. Dies entspricht ihrem Jagdverhalten in der Natur und dem Erlegen, Kauen und Verdauen von frischer Beute.
Erwachsene Tiere erhalten zwei- bis dreimal täglich Futter. Kitten bis zu einem Jahr sollten vier bis fünf Mahlzeiten täglich bekommen.
Achten Sie bei der Futtergabe auf die Deklarationen auf den Verpackungen. Der Anteil an Muskelfleisch sollte bei mindestens 60 Prozent liegen. Tierische Nebenerzeugnisse oder Zucker gehören nicht in hochwertiges Katzenfutter, welches Sie der Zuchtkatze servieren sollten.
Achten Sie darauf: Wird auf der Verpackung der Nahrung eine ungewöhnlich hohe Fütterungsempfehlung gegeben, ist dies meist gleichzeitig ein Hinweis darauf, dass es sich um minderwertiges Futter handelt.
Die Gabe von Trockenfutter sollten Sie reduzieren. Die kleinen Kroketten sind zwar praktisch für Frauchen, versprechen jedoch nur wenige Vorteile für die Katze selbst. Trockenfutter kann Übergewicht oder Diabetes begünstigen und zu Nierenerkrankungen führen, da die Wüstentiere generell wenig trinken.
Die Leopardenkatze kann auch durch Barfen ernährt werden. Der Begriff hat sich in den letzten Jahren durchgesetzt und steht für eine „biologisch artgerechte Rohfütterung“. Sie füttern also rohes Fleisch, Knochen und Innereien und kommen damit der natürlichen Ernährung der Tiere am nächsten.
Sie müssen zudem keine Kompromisse eingehen, da Sie beim Barfen alle Inhaltsstoffe kennen – sofern Sie das Futter für die Bengalkatze selbst zubereiten.
Damit es der Bengalkatze nicht an wichtigen Nährstoffen fehlt, kommt es auf die richtige Zusammensetzung des Futters an. Sie können sich hierbei an zahlreichen Publikationen orientieren und auch im Internet auf Tabellen und Online-Rechner zurückgreifen. Einsteiger können fertig zusammengestellte BARF-Mahlzeiten kaufen.
Haltung & Platzbedarf
Ihre Wohnung wird als Spielplatz angesehen. Die Tiere schaffen es auf jedes Möbelstück und räumen dabei vermeintliche Hindernisse einfach aus dem Weg. Wundern Sie sich also nicht, wenn hin und wieder einiges zu Bruch geht.
Eine Wohnungshaltung mit ausreichend Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten ist möglich. Ein gesicherter Freigang begeistert die Tiere und wenn Sie noch einen Gartenteich anbieten, sind die Katzen mehr als glücklich.
Harmonie
Häufig wird die Bengalkatze als sanfte Schönheit mit wildem Aussehen bezeichnet. Die aktiven Tiere brauchen viel Bewegung und suchen auch nach geistigen Herausforderungen. Neugierig und verspielt wie die Tiere sind, heften sie sich gerne an die Fersen von Kindern und finden auch in anderen Haustieren schnell einen Spielgefährten.
Am besten versteht sich die Bengalkatze mit lebhaften und aktiven Katzenrassen. Dazu zählen Burma, Abessinier oder Maine Coon. Ruhigere Tiere wie Perser oder Britisch Kurzhaar könnten sich durch das Temperament der Bengalkatze dagegen schnell gestört fühlen.
Zeitaufwand
Eine Bengalkatze möchte beschäftigt werden – und zwar am liebsten von früh bis spät. Sie sind gerne der Mittelpunkt des Familienlebens und fordern bei etwaiger Nichtbeachtung ihre Jagdspiele und Streicheleinheiten auch lautstark ein.
Ein tägliches Spielprogramm ist Pflicht. Dabei sollten Bälle, Spielangeln oder kleine Fellmäuse zum Einsatz kommen. Auch bei Intelligenzspielen haben die schlauen Tiere schnell erkannt, was sie tun müssen, um sich ihre Belohnung zu verdienen.
Ganz besonders glücklich machen Sie eine Bengalkatze, wenn Wasser im Spiel ist. Einige Tiere können sich über längere Zeiträume selbst beschäftigen, indem sie einem tropfenden Wasserhahn zuschauen. Noch interessanter wird es, wenn die Badewanne gefüllt wird oder sich ein Teich oder Pool im Garten befindet.
Erziehung
Bei der Erziehung dieser neugierigen und schlauen Kurzhaar Katze sollten Sie den Bewegungsdrang und die Entdeckerfreude berücksichtigen. Eine Bengal werden Sie nicht zu einer gemütlichen Schoßkatze erziehen. Obwohl die Tiere gern schmusen, möchten sie den größten Teil des Tages unterwegs sein und Abenteuer erleben.
Damit die agilen Samtpfoten nicht das gesamte Mobiliar in Besitz nehmen, sind klare Regeln notwendig. Durch positive Verstärkung lernen die Katzen beispielsweise, dass sie nicht an der Couch hochzuklettern haben, sondern dafür der Kratzbaum bereitsteht.
Bei der Erziehung sollten einige Grundprinzipien gelten:
- klare und deutliche Kommandos
- keine Bestrafung oder Gewalt
- Belobigungen einsetzen
- Geduld bewahren
- keine Inkonsequenz zeigen
Bekommt die Bengalkatze Ausgang, werden Sie ihr eines nicht abgewöhnen können: die Jagd nach Vögeln, Fischen und Kleinsäugern, denn dies entspricht ihrem natürlichen Instinkt.
Pflege
Bengalkatzen sind nicht sehr pflegeaufwändig. Die reinlichen Tiere betreiben selbst akribisch Fellpflege. Diese können Sie durch gelegentliches Bürsten unterstützen. Meist quittieren die Tiere diese Wellness-Behandlung mit einem wohligen Schnurren.
Die regelmäßige Kontrolle von Augen, Pfoten, Ohren und Zähnen hilft Ihnen, mögliche Defizite frühzeitig zu erkennen. Freigänger sollten auf einen möglichen Befall mit Zecken oder Flöhen hin kontrolliert werden. Der Tierarzt kann Präparate verschreiben, die sich vorbeugend auf das Fell auftragen lassen.
Gesundheit
Die Bengalkatze ist recht robust und selten von Erbkrankheiten betroffen. Zeigen die Tiere einen hüpfend wirkenden Gang, kann eine Patellaluxation vorliegen. Die Erkrankung ist meist angeboren, kann aber auch durch Stürze oder Unfälle auftreten. Häufig kommt es gleichzeitig zu einem Kreuzbandriss. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die sich nach dem Befund richten.
Leiden die Tiere unter Durchfall, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und einem stumpfen Fell, besteht der Verdacht einer Pyruvatkinase Defizienz. Bei dieser Genstörung kommt es zu Abweichungen in der Glykolyse, was die Energiegewinnung der Zellen stört. Die Krankheit kann bis zu einem Alter von fünf Jahren auftreten und wird von einigen Katzen nicht überlebt.
Wird von der Gesundheit der Tiere gesprochen, sind auch Sie als Halter gefragt, denn Neugier und Abenteuerlust können einer Bengalkatze zum Verhängnis werden, wenn die Wohnung nicht entsprechend gesichert ist. Für Wohnungskatzen sind Kippsicherungen an den Fenstern besonders wichtig. Bei Freigängern sollten Sie einen barrierefreien Zugang zu Teichen, Pools und Regentonnen schaffen. Dabei genügt meist ein Brett als Notausgang.
Züchter
Bei der Anschaffung einer Bengalkatze sollten Sie Verantwortung zeigen und diese nur von einem seriösen und registrierten Züchter erwerben. Für Bengalkatzen ist es wichtig, in der Familie aufzuwachsen. Bekommen die Tiere nicht von Anfang an die notwendige Aufmerksamkeit und Zuneigung, entwickeln sie häufig eine Zurückhaltung, die sie im späteren Katzenleben nur schwer ablegen.
Seriöse Züchter geben Einblick in die Haltung der Tiere. Sie dürfen die Elterntiere besichtigen und erhalten Auskunft zur Verpaarung, Haltung und Pflege der Tiere. Impfungen und Untersuchungen sind in den Unterlagen vermerkt, die Sie beim Kauf erhalten. Auch der Stammbaum wird Ihnen ausgehändigt.
Kostenpunkt
Vor der Anschaffung eines Haustieres sollten Sie sich über die Kosten im Klaren sein. Diese fallen nicht nur einmalig, sondern ein Katzenleben lang an.
Zunächst müssen Sie für eine artgerechte Erstausstattung sorgen:
- Katzenbox
- Katzentoilette
- Fressnäpfe
- Katzenkorb
- Kratzbaum
- Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten
- Utensilien zur Sicherung von Fenstern, Türen, Balkon
Rechnen Sie mit einer Mindestsumme von 300 Euro. Für Futter und Einstreu fallen laufende Kosten an. Kitten benötigen etwa für 50 Euro monatlich Futter. Für erwachsene Tiere fallen Kosten von etwa 80 Euro an.
Bengalkatzen aus seriöser Zucht kosten zwischen 1.000 und 1.500 Euro.
Für regelmäßige Tierarztbesuche sollten etwa 100 Euro eingeplant werden. Unvorhergesehene Konsultationen können weit darüber liegen, besonders wenn operiert werden muss.
Welche Überlegungen sind notwendig, wenn ich mir diese Rasse zulege?
Die Bengalkatze ist ein liebenswerter Mitbewohner, aber keine einfache Katze für Anfänger. Sie sollten ausreichend Katzenerfahrung mitbringen, um die agilen und abenteuerlustigen Katzen in ihre Schranken zu weisen. Bengalkatzen brauchen viel Beschäftigung und eignen sich daher nicht für Menschen, die tagsüber kaum daheim sind. Als Familienkatze sind die Tiere ideal, denn sie verstehen sich gut mit Kindern und anderen Haustieren.
In einer kleinen Wohnung ohne Auslauf und Freigang werden sich die Bengalen dagegen schnell eingeengt fühlen.