In den letzten Jahren gibt es einen regelrechten Hype um das Barfen beim Hund. Hierbei handelt es sich um eine Fütterungsmethode für den Vierbeiner, die aus rohen Zutaten besteht. Allerdings schwirren im Netz auch viele Halbwahrheiten und Irrtümer bezüglich des Barfens umher, die den Hundebesitzer zusätzlich verunsichern.
Was bedeutet Barfen für den Hund?
„Barf“ ist ein Kunstwort, welches aus der Abkürzung „B.A.R.F“ gebildet wurde und steht für „Biologisch Artgerechte Roh-Fütterung“.
Hierbei handelt es sich aber um die eingedeutschte Version. Ursprünglich stammt der Trend aus Kanada/USA und wurde dort wie folgt bezeichnet.
- BARF = Born Again Raw Feders = Rohfütterung von Neugeborenen
- BARF = Bones And Raw Food = Rohe Futtermittel und Knochen
- BARF = Biologically Appropriate Raw Food = biologisch geeignete und rohe Futtermittel
Im Grunde genommen ist es egal, welche Definition zugrunde gelegt wird. Beim Barfen für den Hund – oder auch der Katze – handelt es sich um eine Futtergabe, welche aus rohen und frischen Zutaten besteht.
Die Philosophie hinter der Rohfütterung
Grundsätzlich handelt es sich bei dem Hund um ein Raubtier bzw. einen Beutegreifer. Würde er in freier Wildbahn leben, müsste er für seinen Speiseplan selbst sorgen. Beobachtungen an Wölfen oder freilebenden Hunden in anderen Ländern haben gezeigt, dass das Beutetier komplett verspeist wird.
Insofern besteht die Nahrung nicht nur aus dem Fleisch des Beutetieres, sondern auch aus dem Blut, Knochen, Innereien und dem kompletten Mageninhalt. Da es sich bei den Beutetieren hauptsächlich um Pflanzenfresser handelt, besteht der Mageninhalt aus pflanzlichen Teilen wie Gras, Obst, Kräuter und Körner.
Möchten Hundebesitzer nun das natürliche Fressverhalten ihres Vierbeiners imitieren, füllen sie den Fressnapf mit ca. 70 bis 80 % rohem Fleisch und ca. 20 bis 30 % rohem Obst und Gemüse. Allerdings sind diese Angaben lediglich als Faustformel anzusehen und gelten ausschließlich für einen gesunden Hund.
Neben der Gabe von Fleisch und Obst/Gemüse muss darauf geachtet werden, dass genügend ungesättigte Fettsäuren im Hundenapf landen. In der Natur sind sie in den wild lebenden Beutetieren vorhanden.
Bei unserem Schlachtvieh, welches überwiegend zur Fleischgewinnung gehalten wird, fehlen diese wichtigen Bestandteile. Der Mangel wird vor allem durch Zugabe von hochwertigen Ölen ausgeglichen.
Welche Fleischsorten dürfen im Hundenapf landen?
Grundsätzlich dürfen Hunde alle Fleischsorten fressen - bis auf eine wichtige Ausnahme: rohes Schweinefleisch (dazu gehört auch das Wildschwein-Fleisch). Bei Schweinen ist seit über 150 Jahren bekannt, dass sie oftmals von dem Aujeszky-Virus befallen sind.
Dieser Virus ist zwar für uns Menschen nicht gefährlich, aber für Hunde bedeutet es den sicheren Tod innerhalb von wenigen Tagen. Nach dem Verzehr von rohem Schweinefleisch können sich bei Tieren das Gehirn und Rückenmark entzünden. Eine spezielle tierärztliche Behandlung gibt es für eine solche Infektion nicht.
Alle anderen Tiere können problemlos für das Barfen beim Hund verwendet werden. Hauptsächlich finden folgende Fleischsorten Platz im Hundenapf:
- Rind
- Huhn
- Pferd
- Ente
- Känguru
- Lachs
- Lamm
- Pute
- Strauß
- Reh
- Hirsch
- Kaninchen
- Sardinen
- Seelachs
Zumindest bei den größeren Tierarten wird noch zwischen Muskelfleisch und Innereien unterschieden. Besonders Innereien bieten einen hohen Gehalt an zusätzlichen Nährstoffen, allerdings sollte der Hund nicht täglich Lunge, Leber oder Herz bekommen. Die Faustformel besagt, dass eine wöchentliche Gabe von Innereien optimal für einen gesunden Hund ist.
Welches Gemüse/Obst darf beim Barfen für den Hund verarbeitet werden?
Damit der Hund ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente bekommt, dürfen Gemüse und Obst nicht auf dem Speiseplan fehlen. Allerdings gibt es zahlreiche Vierbeiner, die sehr wählerisch sind und das Gemüse im Napf gekonnt aussortieren.
In der Natur wird das Gemüse im Beutetier vorverdaut. Für den Hund ist das optimal, denn ihm fehlen Enzyme, die die pflanzlichen Zellwände aufbrechen und anschließend verwerten können. Daher sollten Hundebesitzer jegliches Gemüse vor der Gabe mit einem Mixer oder Pürierstab zerkleinern. Wird der Mix anschließend unter das Fleisch gemischt, können die Vierbeiner das zerkleinerte Gemüse auch nicht mehr aussortieren.
Folgende Gemüsesorten können dem Hund bedenkenlos gegeben werden:
- Karotten
- Rote Beete
- Kürbis
- Spinat
- Salat
- Löwenzahn
Folgende Obstsorten können dem Hund bedenkenlos gegeben werden:
- Banane
- Äpfel
- Birne
Welche Knochen dürfen dem Hund gegeben werden?
Wenn man den Hund fragen würde, was er denn am liebsten im Napf hätte, wäre die Antwort wahrscheinlich „Knochen“. Fast alle Vierbeiner lieben es, auf einem Knochen zu kauen. Dabei sind sie auch noch gesund, denn sie liefern wichtige Mineralstoffe wie beispielsweise Calcium, Phosphor, Magnesium und Zink.
Das wichtigste bei der Knochenfütterung ist, dass sie tatsächlich roh gegeben werden. Gekochte Knochen werden sehr hart und können letztendlich im Magen-oder Darmtrakt des Hundes splittern und Verletzungen hervorrufen. Auf gar keinen Fall dürfen dem Vierbeiner beispielsweise Knochenreste von Grillfesten gegeben werden.
An dieser Stelle sei gesagt, dass es schon viele unschöne „Unfälle“ mit Mark-Knochen bei Hunden gegeben hat. Dieser harte Knochenring mit dem schmackhaften Mark im Inneren hat sich schon des Öfteren beim Kauen über die Eckzähne des Hundes geschoben.
Nicht selten landet solch ein Hund mit dem Knochen über dem Ober- oder Unterkiefer beim Tierarzt, der den Ring dann mit einer Säge entfernen muss.
Typische Knochen, die bedenkenlos gegeben werden können, sind
- Sandknochen
- Kalbsknochen
- Sehnen
- Hälse von Hühnern, Enten und Puten
- Kehlköpfe
- Brustknochen
- Gerippe
Welche Zutaten dürfen auf keinen Fall beim Barfen dem Hund gegeben werden?
Einige Lebensmittel, die sich in unserer Küche befinden, können für Hunde schädlich sein. Daher sollten Hundebesitzer unbedingt wissen, um welche Zutaten es sich dabei handelt.
Folgende Artikel dürfen auf keinen Fall im Barf-Napf landen:
- Weintrauben
- Rosinen
- rohe Kartoffeln
- Zwiebeln
- Avocados
- Tomaten
- Paprika
- Schokolade
- Xylit bzw. Birken-Zucker
- Koffein
- Alkohol
Warum ist die Futterzusammenstellung oder ein Futterplan wichtig?
Damit der Vierbeiner mit allen Nährstoffen optimal versorgt wird, sollten Hundebesitzer auf die richtige Futterzusammenstellung achten. Mittlerweile gibt es gute Tierärzte, die sich auch auf die optimale Ernährung von Hunden spezialisiert haben oder spezielle Ernährungsberater für Hunde.
Während bei gesunden Hunden eventuell die Faustformel 70 % Fleisch und 30 % Obst-Gemüse plus hochwertige Öle ausreichend ist, kann sich diese Futterzusammenstellung für einen kranken Hund als fatal erweisen.
Hunde, die beispielsweise unter einer Schilddrüsen-Problematik leiden, dürfen keine Geflügel-Hälse oder Stichfleisch vom Rind in den Futternapf bekommen. Genauso verhält es sich bei Vierbeinern, die nierenkrank sind. Diese Hunde dürfen auf keinen Fall einen hohen Fleischanteil in ihrem Napf vorfinden.
Im Zweifel sollten immer ein fachkundiger Rat einholt werden.
Mittlerweile gibt es bezüglich der Rohfleischfütterung im Handel zahlreiche Angebote. Wer seinen Hund artgerecht ernähren möchte und keine Zeit für Futterpläne hat, kann auch auf Fertigbedarf zurückgreifen. Die ausgewogene Hundemahlzeit wird beim Hersteller optimal gemixt und tiefgefroren. In speziellen Tiefkühlboxen kommt die Ware schnell beim Hundebesitzer an.
Wie sieht die Futtermenge für einen gebarften Hund aus?
Wer seinen Hund bisher mit industriellem Futter gefüttert hat, wird sich am Anfang über die Futtermenge bei einer Barf-Mahlzeit wundern. Denn hier greift tatsächlich eine Faustformel, die fast immer angewendet werden kann:
Der Tagesbedarf liegt bei einem erwachsenen und gesunden Hund bei 2 bis3 % seines Körpergewichtes. Bei einem 20 kg-Hund entspricht dies einer Futtermenge von lediglich 400-600 g pro Tag. Bekommt der Vierbeiner täglich morgens und abends seine Portion, beträgt diese 200-300 g.
Viele Hundehalter sind daher überrascht, dass diese Menge sehr viel weniger ist als bei Trocken- oder Nassfutter. Das ist darin begründet, dass beim Barfen nur hochwertige Nahrungsmittel verwendet werden, die komplett vom Hund verwertet werden können. Am deutlichsten wird das bei der Ausscheidung vom Kot des Tieres. Tiere, die gebarft werden, scheiden sehr viel weniger Kot aus.
Die Faustformel greift übrigens nicht bei Welpen oder Junghunden im Wachstum. Dort müssen anstelle der 2-3 % mindestens 5 % veranschlagt werden.
Werden Hunde durch das Barfen aggressiv?
Bei vielen Hundehaltern hält sich der Mythos gnadenlos – nämlich, dass der Hund nach dem Genuss von rohem Fleisch möglicherweise blutrünstig wird und dadurch eine Aggressivität an den Tag legt. Außerdem würde er nach dem Barfen auf den Geschmack gekommen sein und einen gehörigen Jagdtrieb entwickeln.
Hundebesitzer können aber aufatmen. Diese beiden „Theorien“ gehören tatsächlich in die Schublade der Irrtümer. Für Aggressionen bei Hunden gibt es viele Auslöser, aber Futter gehört nicht dazu. Ähnlich verhält es sich beim unerwünschten Jagen. Hierbei handelt es sich um einen Trieb, der den Hunden mit den Genen in die Wiege gelegt wurde.
Barf für den Hund doch besser mit gekochtem Fleisch?
Der Barf-Gedanke beinhaltet auf jeden Fall die Verarbeitung von rohem Fleisch. Alle anderen Zubereitungen sind kein echtes Barfen mehr. Wird das Fleisch vorher abgekocht, gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren.
Wem das Hantieren mit rohem Fleisch nicht behagt, kann es natürlich auch kochen oder braten. Das ist es dann gleichzusetzen mit einem guten Nassfutter aus der Dose. Allerdings sind im Dosenfutter fast immer Stoffe verarbeitet, die die Nahrung sehr lange haltbar machen. Wer diese Zusatzstoffe ausschließen möchte, kann natürlich für seinen Liebling eine Hundemahlzeit selbst kochen.