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Die Ballwurfmaschine – Spielerei oder Suchtgefahr?

Ein Hund hat einen Tennisball, der mit einer Ballwurfmaschine geschossen wurde, im Mund und rennt dabei über eine Wiese.

Hat ein Hundehalter einmal keine Zeit für seinen Hund, kann es schon einmal stressig für ihn und seinen Vierbeiner werden. Zu diesem Zweck wurde eine Ballwurfmaschine für den Hund entwickelt, damit er ausgelastet und bewegt wird.

Die Idee dahinter ist in erster Linie nicht schlecht. Der Besitzer wird körperlich nicht beansprucht und der Hund kann trotzdem einem Ball hinterher hetzen. Doch nicht alle Hunde sind darüber begeistert. Für einige Vierbeiner ist es sogar psychisch und physisch kontraproduktiv.

Wie funktioniert eine Ballwurfmaschine für den Hund?

Die Ballmaschine ist ein elektrisches Gerät mit einer größeren Öffnung im oberen Bereich und einem kleineren Ausgabebereich für den Ball. Wird oben ein Ball eingegeben, fliegt er mehr oder weniger an der Seite wieder heraus. Vergleichbar ist solch ein Produkt mit einer Tennisball-Wurfmaschine.

Das Prinzip ist bei allen Modellen der verschiedenen Hersteller gleich. Sie unterscheiden sich lediglich in einigen Zusatzfunktionen, um die Spielemöglichkeiten mit der Flyballmaschine oder einer klassischen Ballwurfmaschine zu erweitern.

  • Stromquelle: Einige Wurfmaschinen können zusätzlich zum Stromkabel auch mit Akkus betrieben werden. Dadurch können Hundehalter das Gerät auch fernab einer Steckdose nutzen. Nicht jeder Garten ist mit einem Stromanschluss ausgestattet. Somit kann das Gerät auch auf einem freien Feld oder im Wald eingesetzt werden.
  • Fernbedienung: Mit einer Fernbedienung kann der Hundehalter immer auf das Geschehen einwirken. Nur wenn er den Ball zum Abschuss frei gibt, wird er auch ausgeworfen. Somit kann das Produkt tatsächlich als Belohnung für den Hund gezielt eingesetzt werden.
    Der Besitzer drückt einfach auf den Knopf der Fernbedienung, sobald der Vierbeiner eine Übung gut gemacht hat. Dann darf der Hund auch dem Ball hinterher hetzen.
  • Wurfweite: Bei fast allen Produkten kann der Wurfabstand separat eingestellt werden. Dadurch sind Entfernungen programmierbar, und zwar in Abhängigkeit von der Umgebung. Wird die Ballwurfmaschine im Flur eingesetzt, könnte die Wurfweite auf lediglich 3 m eingestellt werden.
  • Ballgröße: Bei fast allen Maschinen ist die Tennisballgröße Standard. Damit kommen alle Hunde ab mittlerer Größe gut zurecht. Für sehr kleine Hunde wie beispielsweise einem Chihuahua könnte die Ballgröße zu groß sein. Bei einigen Produkten können allerdings auch kleinere Bälle verwendet werden.
  • Sicherheit: Natürlich sind alle Ballwurfmaschinen für Hunde so entwickelt worden, dass sie keine Verletzungsgefahr darstellen. Es gibt keine spitzen Ecken oder Kanten, an denen sich der Vierbeiner verletzen kann.Einige Produkte haben aber einen zusätzlichen Sensor integriert, der Hindernisse in der Flugbahn erkennt. Stehen der Hundehalter oder sein Tier in der Fluglinie, wird der Ball nicht ausgegeben. Somit besteht nicht die Gefahr, dass Mensch oder Hund vom Ball abgeschossen werden.
  • Abschaltautomatik: Intelligente Geräte können nicht über Stunden benutzt werden. Das macht vor allem Sinn bei Hunden, die selbstständig mit der Ballwurfmaschine arbeiten. Damit der Vierbeiner nicht stundenlang den Ball holt, ihn selbst einlegt, um anschließend sofort wieder loszuhetzen, ist bei vielen Geräten ein Stopp nach 15 Minuten eingebaut.

Wann macht eine Ballwurfmaschine Sinn?

Wenn Hundehalter ab und zu einmal das technische Gerät einsetzen, ist das eine gute Sache. Das kann zum Beispiel sein, wenn der Mensch ein paar Tage krank ist und den Hund trotzdem auslasten möchte. Es bietet sich ebenso bei Tagen an, in denen der Besitzer einfach kaum Zeit für einen langen Spaziergang hat. Hunde brauchen nun einmal Bewegung und da bietet diese Maschine gute Dienste.

Der Ballwerfer kann aber auch aktiv in einem Hundetraining eingesetzt werden. Dafür ist allerdings eine Fernbedienung erforderlich. Wenn der Hundehalter an der Impulskontrolle arbeiten möchte, kann die Wurfmaschine als perfekte Ablenkung eingesetzt werden.

Soll der Hund beispielsweise lernen an seinem Platz zu bleiben, kann ein fliegender Ball ihn schon aus dem Konzept bringen. Für einen jagdbegeisterten Hund ist es egal, ob es sich um einen fliegenden Ball oder ein weglaufendes Reh handelt. Er möchte hinterher.

Für welche Hunde ist eine Ballwurfmaschine geeignet?

Natürlich darf solch ein Gerät nur bei gesunden Hunden zum Einsatz kommen. Sie müssen fit sein und sich ausreichend bewegen können. Vor allem die Gelenke müssen intakt sein. Wenn Hunde hinter einem Ball herhetzen, sprinten sie kurz und stoppen anschließend abrupt ab. Dieser Vorgang beansprucht die Gelenke enorm. Länger als 10 Minuten sollte kein Hund mit einer automatischen Ballwurfmaschine beschäftigt werden.

Vor allem gilt das für Welpen. Die jungen Hunde befinden sich noch im Wachstum und dürfen ihre Gelenke nicht so stark beanspruchen. Außerdem lernen die Junghunde beim Einsatz einer Wurfmaschine nur, dass sie den Besitzer für Spiel und Spaß nicht brauchen. Das ist nicht unbedingt bindungsfördernd und kann sogar dazu führen, dass der Welpe im Erwachsenenalter sehr empfänglich für bewegliche Reize wird.

Auch alte Hunde können sich beim Spurten verletzen. Oftmals werden die Gelenke bei ihnen in Mitleidenschaft gezogen. Dazu kommt auch noch, dass sie sich im Alter möglicherweise nicht mehr für fliegende Gegenstände interessieren. Die Sehkraft lässt nach und eigentlich möchten sie viel lieber Ruhe haben.

Suchtgefahr wegen einer Ballwurfmaschine?

Es gibt natürlich auch Nachteile durch den Einsatz einer Ballschleuder. Diese sind leider auf den ersten Blick für den Hundehalter nicht immer ersichtlich. Viele Menschen schauen immer zuerst auf den Vorteil der körperlichen Auslastung. Der Hund wird bewegt und der Mensch muss nicht viel dafür tun.

Warum hetzen Hunde überhaupt einem Ball hinterher?

Jeder Hund verfügt über einen gewissen Jagdtrieb. Der eine mehr und der andere weniger. Grundsätzlich vorhanden ist er bei jedem Hund, denn das sichert im Ernstfall das Überleben. Dadurch sind Hunde sehr empfänglich für bewegliche Reize. Läuft gerade kein Reh oder Hase vorbei, weckt auch ein anderer bewegter Gegenstand die Sinne.

Die Natur hat es so eingerichtet, dass beim Hinterherhetzen einer Beute Glücksgefühle durch Ausschüttung von Endorphinen entstehen. Aber nicht nur das, sogar das Schmerzempfinden wird gesenkt, alle verfügbaren Kräfte werden mobilisiert und die Sinnesorgane richten sich nur auf den bewegten Reiz. Dadurch ist es möglich, dass die Beute auch von schwächeren Tieren ergriffen werden kann.

Hunde lieben das Glücksgefühl beim Hetzen und möchten es immer wieder erleben. Notfalls auch ausgelöst durch einen fliegenden Ball.

Wann entsteht ein problematisches Verhalten?

Es gibt Hunde, die immer wieder nach dem Glücksgefühl suchen. Hundeexperten sprechen immer wieder von sogenannten "Ball-Junkies", denen nichts wichtig ist, außer dem Ball. Hundehalter sehen oftmals nur die angebliche Freude bei Ansicht eines Balles. Dabei ist der Ball lediglich ein Stellvertreterwort für andere fliegende Gegenstände. Die Ausschüttung der Endorphine wird natürlich ebenfalls in Gang gesetzt, wenn Stöcke, Frisbees oder Gummitiere fliegen.

Sucht ist ein schleichender Prozess. Balljunkies haben nur noch eines im Sinn: Wann fliegt der nächste Gegenstand? Wie kann ich meinen Besitzer dazu bringen, dass er mir den Ball wirft? Im Allgemeinen wird es immer als sehr niedlich empfunden, wenn der Vierbeiner seinem Menschen unermüdlich Steine, Stöcke oder Bälle vor die Füße legt. In Wahrheit könnte aber ein Suchtverhalten dahinterstecken.

Warum ist eine Ballsucht beim Hund nicht zielführend?

Hundehalter sollten sich in erster Linie die Frage stellen, was sie von ihrem Hund wollen. Fast jeder Besitzer möchte eine gute und innige Beziehung zu seinem Tier aufbauen. Weiterhin soll der Vierbeiner nach Möglichkeit einige Kommandos befolgen und ihn im Leben begleiten.

Damit das möglich wird, muss der Halter den Hund erziehen. Das klappt aber nur, wenn sich der Hund ebenfalls auf seinen Besitzer einlässt und ihm Vertrauen schenkt. Im besten Fall arbeitet der Mensch nach dem Belohnungssystem mit seinem Tier. Leckerlis bieten sich dabei wunderbar als Belohnung an.

Davon abgesehen, dass ein Balljunkie seine komplette Umwelt inklusive seines Besitzers ausschaltet, sollte sich ein Hundehalter folgendes fragen:

  • Wo wird der Hund belohnt, wenn ein Ball geworfen wird?
  • Wohin bewegt sich der Hund, wenn ein Ball geworfen wird?
  • Woran denkt der Hund, wenn ein Ball geworfen wird?

Jeder Hundehalter sollte sich darüber im Klaren sein, dass sein Hund die Belohnung in großer Entfernung zu ihm erhält! Weiterhin wird die Belohnung immer mit einer schnellen Bewegung weg vom Hundebesitzer eingeleitet. Eigentlich sollte dieses Vorgehen nicht das Ziel im Hundetraining sein. Ein Hund, der eine gute Beziehung zu seinem Menschen anstrebt, bleibt in seiner Nähe.

Dreht sich das gesamte Hundeleben nur um einen fliegenden Gegenstand, ist der Besitzer völlig unwichtig geworden. Dem Vierbeiner ist es egal, wer den Ball letztendlich wirft. Entweder ein fremder Mensch oder sogar eine Maschine. Wird ein solches Verhalten bemerkt, ist der Einsatz einer Ballwurfmaschine tatsächlich kontraproduktiv. Es sei denn, sie wird zur Impulskontrolle genutzt, um den ballsüchtigen Hund von seiner Sucht zu befreien.

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